Stephen King - On Writing

Stephen Kings „On Writing“ #17 Plotten und planen

21. Oktober 2013
Plotten und Planen

In my view, stories and novels consist of three parts: narration, which moves the story from point A to point B and finally to point Z; description, which creates a sensory reality for the reader; and dialog, which brings charakters to life through their speech. You may wonder where plot is in all this. (King)

Plotten und Planen? Irgendwie nope. Yes, Stephen, I wonder. Besonders, weil ich gute Plots liebe und sehr gut darin bin, eine Story durchzuplanen. Kommt vielleicht daher, dass ich so viel für den Filmbereich geschrieben habe, wo der Plot einfach alles ist. Und nicht zu Unrecht. Habt ihr schon mal einen Film ohne richtigen Plot gesehen? Wo man sich ständig fragt: Sind wir (hoffentlich) am Ende der Geschichte oder geht das etwa noch weiter (so?).

Rhythmen

Mir hat mal jemand erzählt, dass man herausgefunden hat, dass Menschen einen bestimmten Aufmerksamkeitsrhythmus haben, der etwa 45 Minuten entspricht. Ja, genau, daher sind Schulstunden auch so lang oder kurz. Und zweimal 45 Minuten sind 90 Minuten, die durchschnittliche Länge eines Spielfilms oder Kinofilms, wobei die Regel hier auch gerne mal gebrochen wird. Es macht also Sinn, dass wir in einem Kinofilm etwa auf der Mitte einen Höhepunkt haben, damit die Zuschauer noch mal für den zweiten Teil motiviert werden, der dann mit mehr Tempo und einer Klimax endet. Gerne Verfolgungsjagd oder dramatisches Zueinanderfinden der Liebenden.

Plotten?

FotoOkay, warum also plottet King nicht? Er nennt zwei Gründe, weshalb er dem Plot misstraut: 1. Das Leben ist plotless 2. Planen und die Spontanität des Kreativen sind nicht miteinander zu vereinbaren.

Humpf … NEIN. Ich widerspreche mal wieder. Das Leben ist plotless? Nun ja. Man könnte genau das Gegenteil sagen: Das Leben ist ziemlich geplant. Wir werden alle auf die gleiche Art (plus minus) geboren, laufen etwa mit einem Jahr, krabbeln vorher (nicht nachher), sprechen dann, lernen zu lesen und zu schreiben, gehen dann eine Beziehung ein (und bitte nicht vorher), bekommen danach Kinder und so weiter.

Lebensplan

Also warum so tun, als ob wir orientierungslos durchs Leben stolpern? Es gibt immer einen biologischen Plan und es gibt sicher auch  einen „inneren Plan“. Ich hatte den zumindest. Ich wollte IMMER Malerin werden. Und Kinder haben. Der Plan hätte missglücken können, aber ich sehe auch nicht ein, warum es besser gewesen wäre oder kreativer, wenn ich planlos eine Bankangestellte mit zwei Katzen geworden wäre.

Ich weiß natürlich, was King meint und warum er das Plotten so vehement ablehnt. Wer der Sklave seines eigenen Plans wird und alles minutiös durchorganisiert, dem fehlt am Ende das Lebendige und das wird auch seinem Buch fehlen.Wie arbeitet King also plotless? (Klingt schon fast wie ein Buchtitel …)

Plotless

Für King kommt zuerst die Situation, also eine Art Bild, das ihn zu der Geschichte motiviert. Dann kommen die Charaktere, die er frei handeln lässt und die ihm den Verlauf der Geschichte erzählen. Die Geschichte formt sich also durch das Handeln der Figuren, denen man wiederum folgt. Ich kenne und mag die Technik und am erstaunlichsten ist: Sie funktioniert! Ich halte diese Technik allerdings für sehr fortgeschritten, denn wenn ein Laie sie versucht, endet das meist bei 1000 eher diffus vollgeschriebenen Seiten, die dann mindestens um die Hälfte gekürzt werden müssen. Und ganz aufrichtig ist King auch nicht. Wenn ich ihn etwas kritischer betrachte (was ja immer schwer ist, wenn man jemanden anfängt zu bewundern), dann finde ich seine Schreibroutine – ihr erinnert euch, 1000 Wörter am Tag, immer an der gleichen Stelle arbeiten – schon sehr geplant.

Dann ist mir mein Plan lieber, den ich dann ja auch gerne mal über den Haufen werfe, wenn etwas Besseres auftaucht. Und wenn mir die Inspiration fehlt, dann lasse ich meine Figuren nicht herumirren, sondern stehe auf und mache etwas anderes. Denn letztendlich sind meine Figuren an mich gebunden und es ist nicht so, dass sie wunderbare Dinge tun, wenn ich nicht in der Stimmung dazu bin. Kann ich auf Kings Ratschläge also in Zukunft verzichten? Nein, das will ich nicht. Denn am Ende von Kings etwas chaotischen (oder schlecht geplanten?) Artikels liegen wir uns wieder in den Armen. Da es King beim Schreiben vor allem darum geht, etwas Neues zu erschaffen. Und – hier stimme ich absolut zu – etwas Neues entsteht nur dort, wo es keinen Plan und keine eindeutige Richtung gibt.

  • Jacquy
    24. Oktober 2013 at 19:58

    Ich finde es toll, dass du beim Schreiben deinen eigenen Weg gehst und nicht ohne zu hinterfragen tust, was King einem rät, obwohl du ihn als Autoren scheinbar bewunderst und festgestellt hast, dass es für ihn so funktioniert, wie er es beschreibt. :)

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