Unterstützung im Schreiben
Weiter geht es mit Stephen Kings On Writing. Eigentlich wollte ich heute zu der Toolbox übergehen, den Werkzeugen, die man zum Schreiben braucht – oder auch nicht. Aber etwas Wichtiges habe ich vergessen und was das angeht, stimme ich hundertprozentig mit Stephen King überein. Daher geht es vorher um – Unterstützung.
Vor seinem Erfolg, der mit „Carrie“ kam, hat King zwei Jahre lang unterrichtet und in den Sommerferien in einer Wäscherei gearbeitet. Geschrieben hat er – dazwischen. Auf den Stufen des Mietshauses, im Hinterzimmer der Wäscherei, im Trailer, den sie danach bewohnten. Es geht hier nicht um die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Was die Kunst angeht, ist einem das egal. Man denkt vielleicht an die Millionen, wenn man, hm, ein Geschäft aufbaut, an der Börse spekuliert oder Lottolose kauft, aber sicher nicht, wenn man Kurzgeschichten schreibt. Warum? Man weiß mit absoluter Sicherheit, dass dies nicht zu den Millionen führen wird. Und es ist einem auch egal. Und das kann sehr hart für jemanden sein, der mit einem durch diese Zeit geht.
Lesefutter
Es gibt ja diese wunderbaren Geschichten, von den Verlegern, die einen jungen Schriftsteller entdecken und dann unter ihre Fittiche nehmen. Unterstützung vom Verlag. Hat es das mal gegeben? Früher? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe eindeutig das Wort „Lesefutter“ zu viel in Gesprächen mit Verlegern gehört. Lesefutter bedeutet, dass man vom Schreiben leben kann, weil man für den Verleger etwas schreibt, mit dem er die hungrigen Leser füttern kann. Aber Lesefutter will man auf keinen Fall schreiben, wenn man sich mit einem Job durchschlägt und nebenbei schreibt. Denn man arbeitet ja schon für das Futter und ansonsten versucht man, sich Freiräume für die Kunst zu schaffen. Man muss das tun.
Manchmal kann ein solcher Job durchaus hilfreich sein und einen auf die richtige Idee bringen. Ich mag die Geschichte von King, der bei dem miesesten und abwegigsten Job, den er hatte, auf die Idee für „Carrie“ gekommen ist. Eine Geschichte, die dann sowohl einen Verleger, als auch die Leser überzeugte. (Carrie wurde übrigens neu verfilmt und kommt im Dezember 2013 in die Kinos. Trailer.)
Schreiben und Kunst
Wenn mir jemand – egal ob angehender Schriftsteller oder Maler oder Musiker – erzählt, er hätte zu wenig Zeit zum Schreiben oder malen oder musizieren, dann – äh – weiß ich, dass es nicht wirklich ums Schreiben geht. Oder Malen. Also um die Kunst. Eher um die Idee, ein Schriftsteller oder Maler oder Künstler zu sein. Und es ist eine schöne Idee: Ein helles Atelier, arbeiten, wann immer man Lust dazu hat, sich nur mit den Dinge beschäftigen, die andere als Hobby haben …
Kunst
Nun, Künstler zu sein ist eine schöne IDEE, aber eine Sache, die man unbedingt vermeiden sollte, wenn es anders geht. Wenn man es nicht tun muss. Und dass man es tun muss, merkt man ganz einfach daran, dass man sich, wann immer es auch nur menschenmöglich ist, die Zeit dafür nimmt. Neben zwei Jobs, im Krieg, in einem verborgenen Zimmer in Amsterdam, in den Abend- oder Morgenstunden. Okay, ich will darauf nicht rumreiten. Ich will sagen: Ein Schriftteller, der für die Kunst schreibt, braucht Unterstützung. Stellt euch einfach eine Party vor, ein Familientreffen, ein Abendessen bei Freunden, egal und der Tischnachbar/Tanzpartner etc fragt:
„Und, was machst du so?“
„Ich bin Künstlerin.“
„Aha, interessant. Und? Kann man davon leben?“
Und die Antwort lautet: „Nein.“ (Und man hasst, sie zu geben!)
Es ist ganz einfach. Man lebt nicht von der Kunst, weil sie nicht dafür gemacht ist. Aber vielleicht verdient man irgendwann einen Haufen Geld, weil man lange genug durchgehalten hat, nie aufgegeben hat, an sich geglaubt hat und – weil jemanden hatte, der diese Zeit mit einem durchgestanden hat. Der oder die das Geld verdient hat oder einfach das karge Leben mit ausgehalten hat.
Tabitha
Am besten – diejenige ist selbst KünstlerIn und versteht einen. Jemand, für den man im Zweifelsfall das Gleiche tun würde. Mit Kings Worten:
„Whenever I see a first novel dedicated to a wife (or husband), I smile and think. There’s someone who knows.„
Diese Menschen werden gerne vergessen. Auch in Vorworten oder Widmungen. King hat das nicht getan und ich will da auch nicht tun. Denn es ist wichtig, darüber zu reden, dass man jemanden – Verleger, Mann//Frau//Geliebte/n// Freund//Mentor//Lehrer braucht, um ein gutes Buch zu schreiben. Um durchzuhalten, um weiterzumachen.
Meine Schreibunterstützung
Zum Glück habe auch ich jemanden, der mich in Schreibzeiten und bei meiner künstlerische Arbeit unterstützt. Der hinter, neben oder vor mir steht und auf mich aufpasst. King hatte seine Frau Tabitha, die den ersten Entwurf zu „Carrie“ aus dem Mülleimer gefischt und ihm beim Drogenentzug geholfen hat.
Wann immer ich also von King spreche, meine ich genauso Tabitha und wann immer ich von mir spreche, dann spreche ich auch von dem Mann der hinter, vor oder neben mir steht. Danke, Uwe, für den Support.
Ich habe auf Red Bug Culture einen Beitrag zu Unterstützung geschrieben, der das Thema noch einmal ausführlicher behandelt, wer mehr lesen möchte, kann also einfach auf den Schreibblog meines Buchlabels Red Bug Culture hüpfen.
2 Comments
Nachtigall
17. September 2013 at 23:56Hallo Katrin,
ein schöner Ansatz im Text, den ich gern in einer umfangreichern Ausführung weiter gelesen hätte. Ein wenig irritiert hat mich allerding die Großschrift, die mir im Internet zu sehr schreit. Bin schon gespannt auf weitere Blogbeiträge von Dir.
Eine schöpferische Nacht Dir
Katrin
18. September 2013 at 0:23Hallo Nachtigall,
tja, als Blogbeitrag bleibt es wohl ein Ansatz, zumindest dieses Thema, aber ich freue mich, dass du folgst! Zum Schriftfond*: Ich liebe ihn. Es ist keine Großschrift und schreien, hm, mich erinnert er eher an Grabinschriften, ein Kontrast zu dem eher saloppen Tonfall im Text, was mir sehr gefällt. Gerne bis bald^^
*“Marcellus and Marcellus SC (small caps) are a set of flared serif typeface families, inspired by classic Roman inscription letterforms. While the SC family leans more towards the titling style of Trajan, the Regular version lends itself to a wider range of usage. These elegant typefaces, when combined in use, exude clarity and beauty for both on screen and printed materials.“