Die Toolbox
Okay, endlich. Das habe ich jedenfalls gedacht, als ich in Kings „On Writing“ bei dem Kapitel Werkzeuge also Toolbox angelangt bin. Nicht, dass das Vorherige langweilig gewesen wäre, ganz im Gegenteil, trotzdem überspringe ich das ganze autobiografische Kapitel von King hier einfach mal und komme gleich zur Sache.
Natürlich wollte ich wissen, was King in seiner Toolbox empfiehlt. Und hatte gleichzeitig Angst davor. Für jemanden wie mich, der Puppenkleider mit Tesafilm „näht“, oder eine Sicherheitsnadel hinsetzt, wo andere einen Knopf anbringen, hat das Wort Werkzeuge immer etwas Bedrohliches. Es ist die Lösung für ein Problem, okay, aber es ist auch das Ding, mit dem ich nicht klar komme. Werkzeuge und ihr Gebrauch. Das beste Werkzeug nützt ja nichts, wenn man es nicht richtig benutzen kann. King schlägt gleich einen ganzen Werkzeugkasten vor. Und empfiehlt, dass der eines Autors mindestens 4 oder 5 Etagen oder Ebenen (Fächer oder Schubladen) haben sollte. Jede Ebene ein Werkzeug.
Wortschatz
Und das erste Werkzeug in der Toolbox heißt: Wortschatz. Was jeder mehr oder weniger zur Verfügung hat (Erleichterung!). Zudem ist King ein eindeutiger Verfechter einer einfachen Sprache und anders, als für einige Rezensenten, ist für ihn eine einfache Sprache eine gute Sprache. Mit Worten, die einem beim Schreiben sofort einfallen, die das, was man sagen will, am direktesten und klarsten beschreiben. Mein Lieblingszitat von King für die Schönheit und Klarheit einer einfachen Sprache ist von Hemmingway:
„He came to the river. The river was there.“
Ja, ich liebe das auch. Es ist wie beim Design. Je einfacher und klarer, desto kraftvoller, ehrlicher, stärker. Für den Wortschatz heißt das bei King: Nimm was du hast und fang bitte nicht an, dir komplizierte Worte für einfache Sachverhalte auszudenken. Nimm deine Alltagssprache, sie ist schön, haltbar und ausreichend. Also liegt „Wortschatz“ in der obersten Schublade der Toolbox und man versteht, wie es weitergeht. Am Ende hat man in allen Schubladen Werkzeuge und ist bestens ausgestattet. Ein Traum.
Smarties
Das ist so, wie mit den Smarties. Ich liebe Smarties. Ich meine, ich esse sie gerne. Als Kind habe ich sie immer auf meine Bettdecke gekippt und sortiert (oaky, manchmal mache ich das heute noch). Dann waren es Pillen für mich und jede Farbe half gegen eine Krankheit. Gelbe geben Husten, Rot gegen Kopfschmerzen, Grün gegen Bauchweh.
Aber bei mir gab es auch Pillen, die für etwas gut waren: Gute Laune, Kraft, Klugheit. Es gab kein Problem, das nicht mit einer Farbe oder Farbkombination zu lösen gewesen wäre. Noch weitere Fragen? Äh, ja. Was ist, wenn man sich nicht sicher ist, welches Werkzeug man in einem bestimmten Fall benutzen muss? Oder keines der Werkzeuge geeignet scheint? Einziger Ratschlag von King: Das musst du in der Praxis rausfinden. Also deine Werkzeuge möglichst oft benutzen. Verstehe. Ich esse erstmal noch ein paar Smarties. Sicherheitshalber von jeder Farbe.
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