Magic
Na toll. Gerade habe ich beschlossen, meine Werkzeugkiste zu sortieren und Platz für Kings Vorschläge zu machen, da jagt er mich in die Luft. Erstens, zweitens, drittens – Booom! Nun, der Vergleich mit dem Werkzeugkasten war eh nicht so mein Ding. Ich bewahre mein Werkzeug – und nein, das ist jetzt kein Vergleich, ich meine wirklich den Hammer, die Schraubenzieher, den Engländer (was auch eine Zange ist) – in Weckgläsern auf, die in meinem Malschrank stehen.
Also dem Schrank, in dem ich meine Öl- und Acrylfarben, meine Pastellkreide und Wachsmalstifte, meine Tacker zum Rahmenbau, die Pinsel und die Modler (was auch Pinsel sind) aufbewahre. Ein Hammer liegt allerdings auch dort, wo ich meinen Schmuck, Gläser und Parfüm aufbewahre. Nicht, weil ich vorhabe, einen Einbrecher damit zu erschlagen, sondern weil ich ständig einen Hammer brauche, um etwas aufzuhängen oder festzuklopfen und da ist er immer zur Hand.
Absätze
Okay, warum erzähle ich so wirres Zeug? Nun, das Kapitel Toolbox in Kings „On Writing“ hat 5 Abschnitte: 1 Wortschatz 2 Satzlehre 3 Abneigungen bei Formulierungen 4 … Absätze? Moment mal, das ist doch kein Werkzeug, das ist doch schon das Teil, das ich mit den Werkzeugen baue?! 5. … das ganze Buch. Was? Wir sind schon beim Buch(bau)? Nein, wir sind bei …. Magic.
Hokus Pokus
Ich fühle mich ein wenig wie in einer Zaubershow. Hier der Käfig, da die Taube, Taube in Käfig, Tuch drüber: Hokus Pokus. Wusch! Tuch weg, Taube weg. Wie hat er das denn nun gemacht? Wie sind wir jetzt von a nach b gekommen, von den Vokabeln zu dem ganzen Buch? Wie ist die Taube verschwunden? *Räusper* Sie liegt zusammengedrückt auf dem Boden des Käfigs unter einem doppelten Boden, ein Mechanismus, der oben am Käfig von unserem Magier ausgelöst wird und ganz sicher Tierquälerei ist. Stimmt. Aber, nein, das ist natürlich nicht die Erklärung. Gute Autoren täuschen ihre Leser nicht, sie können … wirklich zaubern.
Zaubern
„We are talking about tools and carpentry, about words and style … but as we move along, you’d do well to remember that we are also talking about magic.“ (King)
Na, endlich rückt er damit heraus, natürlich erst am Ende aller Abschnitte über Werkzeuge. Dabei sah alles gerade so machbar aus. Klopf, klopf – es schien möglich. Was nun?
Zauberstab
Als mein Sohn fünf wurde, hatte er nur einen Wunsch zum Geburtstag: Er wünschte sich einen Zauberstab.
„Ach so? So einen Stab, mit dem man Zauberer spielen kann?“
„Nein, einen richtigen Zauberstab.“
Okay, alles klar. Toys ur us und der Holzspielzeugladen halfen da nicht weiter. Eigentlich half da überhaupt nichts weiter außer einer Lüge : „Die Zauberstäbe waren leider ausverkauft, die sind einfach zur Zeit sehr gefragt“, oder einem Geständnis: „Irgendwann hättest du es ja doch erfahren, mein Sohn, es gibt keine Zauberstäbe und Zauberer und überhaupt ist das eine sehr unmagische Welt, in der wir leben …“
Offen gestanden, war ich zu keinem von beidem bereit. Was mache ich also? Es hat mich wochenlang beschäftigt. Und meinen Mann. Was haben wir schließlich gemacht? Nun, plötzlich war es uns ganz klar: Wir können unserem Sohn ohne Bedenken einen Zauberstab schenken.
„Hier ist dein Zauberstab und nun leg los.“
„Aber wie?“, fragt der Sohn.
„Das wirst du, klügster und großartigster Sohn von allen, schon herausfinden.“
Wir haben an diesem Tag einen Jungen sehr glücklich gemacht. Wir waren sehr glücklich. Denn wir haben uns selbst das größte Geschenk gemacht. Magic – existiert. Also legen wir los.
1 Comment
Uwe
22. September 2013 at 3:10Yeah!