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Rezensionen und „gut für zwischendurch“

17. Juli 2014
Gut für zwischendurch

Um es gleich zu sagen: Ich liebe Rezensionen. Und Buchblogger. Ich verdanke Ihnen eine Menge. DANKE. Ich finde es großartig, wenn Leute sich aktiv und kreativ über Bücher Gedanken machen. Und es ist genial, dass Autoren auf diese Weise eine Rückmeldung von den Lesern bekommen. Ich lese gerne Rezensionen. Und zwar nicht nur die über meine eigenen Bücher. Allerdings – zugegeben – es müssen gute Rezensionen sein. Präziser gesagt: Gut geschriebene Rezensionen. Ob es 5 oder 1 Sterne-Rezensionen sind, ist mir nicht so wichtig, sie sollten nur gut formuliert, emotional mitreißend und aufrichtig sein.

Bildschirmfoto 2014-07-05 um 18.14.22Die gut formulierten sind für mich als Worthandwerkerin natürlich eine reine Freude. Einer emotional mitreißenden Kritik verzeihe ich ungeschickte oder falsche Formulierungen, denn ich verstehe, dass nicht jeder, der etwas über Bücher schreibt, wie ein Schriftsteller schreiben kann. Aber Aufrichtigkeit verlange ich.

Kritik und Rezension

Die meisten Autorenkollegen sagen: „Ich lese keine meiner Kritiken, weder die guten noch die schlechten, das regt mich nur auf/ist alles falsch/verletzt mich.“

Das finde ich schade, denn aus Rezensionen können wir Autor*innen sehr viel lernen. Was gefällt dem Leser, was versteht er, was erkennt er? Wo ertappt er mich bei einer Unaufrichtigkeit oder findet einen Fehler? Warum sollte man sich diese Tipps wegen ein paar – nun – schlecht geschriebenen, oberflächlichen Kritiken entgehen lassen?

Gute Rezensionen

Ich bin überzeugt, wenn mehr Autor*innen positives Feedback auf gut geschriebene Rezensionen gäben, würden es bald mehr von ihnen geben. Das könnte für beide Seiten ein Gewinn sein. Eine Rezension ist immerhin (auch) ein geschriebener Text und wer könnte den besser beurteilen als ein Autor? Aber zugegeben, die Sache hat einen Haken. Wie sieht das aus, wenn ich eine 5 Sterne Kritik verreiße? Vermutlich undankbar. Und wenn ich eine 1 Sterne Kritik kritisiere, wird jeder sagen, ich sei nur beleidigt. Wir Autor*innen sind hier etwas in der Klemme. Daher möchte ich meinen leidenschaftlichen Appell an bestimmte Buchkritiker*innen richten: Wenn ihr euch wünscht, dass eure Rezensionen mehr von Autor*innen gelesen werden, dann schreibt bessere. Gebt nicht mehr Sterne, sondern schreibt einfach besser durchdachte, formulierte oder auch aufrichtigere Kritiken. Spart euch Wortbausteine und Worthülsen:

  • Der Hammer
  • Das beste Buch, das ich je gelesen habe
  • Fulminant
  • Furios
  • Ein würdiger Abschluss dieser Trilogie/Reihe/Serie
  • Gut für zwischendurch

Gut für zwischendurch ??? Für mich ist das eine der schlimmsten Phrasen, die mir immer wieder in Rezensionen begegnet. Denn – was soll das heißen? Morgens wird Thomas Mann gelesen, abends Goethe und Schiller und zwischendurch all die oberflächlichen Bücher, die keine Tiefe haben? Moment mal, Leser*in, Bücher, die es nicht wert sind, in der Primetime deines Lebens gelesen zu werden, die solltest du überhaupt nicht lesen.

Klar verstehe ich, was damit gemeint ist. Keine Literaur. Etwas, das der Unterhaltung dient. Aber auch ein „literarische Buch“ kann sehr schlecht geschrieben sein. Und ein Buch, das nur aus Unterhaltungszwecken verfasst wurde, brillant sein. Ihr seid hier also in eine Falle getappt, die Menschen aufstellen, die Unterschiede zwischen „Literatur“ und „anderen Büchern“ machen. Aber das ist Unsinn. Ehrlich. Es gibt nur gut geschriebene und schlecht geschriebene Bücher. Und wie unterscheidet man die? Okay, das können wir den Literaturkenner*innen überlassen. Denn es gibt Unterschiede, auch wenn viele Leser*innen sie nicht sehen.

Gute Bücher unterhalten

Keine Autor*in schreibt „gut für zwischendurch“. Egal, ob sie einen leichten Liebesroman oder einen dramatischen Roman über Krebs und Tod verfasst. Wenn jemand ein Buch schreibt, dann nimmt er oder sie es immer wichtig.

Daher, liebe Rezensent*innen, nehmt eure Rezensionen genauso wichtig. Schreibt sie mit Sorgfalt und Leidenschaft, verbannt Phrasen und dumme Bewertungen wie „gut für zwischendurch“. Schreibt eure Rezensionen so sorgfältig wie die Autor*innen, deren Bücher ihr lest und von denen ihr ja auch einen guten Ausdruck und gut überlegte Wortwahl erwartet. Und schreibt sie nicht zwischendurch, sondern in der Primetime eures Lebens. Ansonsten – schweigt lieber. Dafür – vielen, lieben Dank.

  • Sabrina
    17. Juli 2014 at 19:28

    mmh ich weiss nicht ob meine nun gut oder schlecht sind, aber zwischendurch habe ich auch schon genutzt und meinte es auch so. für mich bedeutet es einfach das ich dieses buch schnell weglesen konnte ohne viel nachdenken, es eben zwischen uni und haushalt zwischen durch gelesen wurde. find da nichts verwerfliches dran. eher ein Kompliment das man das Buch einfach versteht, wie es geschrieben ist.

  • Katrin
    17. Juli 2014 at 20:16

    Hi Sabrina,
    na, ich habe schon mit Kommentaren oder sogar empörten Kommentaren gerechnet, aber jetzt freue ich mich, dass überhaupt jemand was sagt. Also Du, danke! „Zwischendurch“, ich weiß natürlich wie es gemeint ist. Das ändert aber nichts daran, dass es verletztend für den Autor ist. Bücher werden nicht nur dadurch wertvoll oder wichtig, dass sie sich wichtig geben „Ho ho, lesst mein wichtiges Buch über Tod und Krebs und Trennung und Verlust etc“(gilt auch für Menschen :), sondern sie können ganz einfache Themen erzählen und sehr einfach erzählt sein und trotzdem sehr gut und empfindsam und einfühlsam sein (gilt auch für Menschen). Wenn man das bemerkt, wäre es schön, es auch so zu sagen. Zu loben. „Gut für zwischendurch“ klingt überheblich und herablassend. Nicht einfühlsam. Als gäbe es weit wichtigere Bücher. Und auch, als ob man Lücken in seinem Alltag mit Lesestoff füllen müsste, statt ein Buch ganz bewusst und aufmerksam zu lesen. So, wie es geschrieben wurde. Oder auch nicht – das gehört dann vielleicht in die Kritik …

  • sabrina
    17. Juli 2014 at 21:13

    Ich glaub es kommt da auf die sichtweise des jenigen an. Der eine sieht zwischendurch als negatives, der andere als Positives.
    Ich finde aber wenn man die Rezi in ganzen ließt kamm man rauslesen was das zwischendurch sagen will.
    Bei manchen merkt man das es zb einfach heißt, Bücher ohne viel tiefsinn, nichts was fesselt. Andere meinen damit Bücher die man super lesen kann. In der heutigen zeit braucht man aber eben auch Bücher für zwischendurch. die Welt ist so hektisch geworden und ohne diese kleinen Leckerbissen zwischendurch wäre es schrecklich langweilig. Bücher mit tiefsinn (krebs usw) sind meist schwere kost, da denkt man auch nach den lesen noch viel nach auch während der lesepausen. das ist dann meiner meinung nach nichts für zwischendurch, weil es eben einfach viel viel mehr aufmerksamkeit braucht und einen auch nicht gleich losläst.

    Paul´s Blog zb fand ich ganz toll für zwischendurch. es entführt einen schnell und einfach in eine andere Welt, man kann kurzeit abschalten muss aber nicht viel mitdenken, ließt sich flüssig, hat nicht so viele Seiten. DAS macht für mich ein Zwischendurch-Buch aus.
    Alles was man so unter 2h durchlesen kann. Alles andere ist eben für längere zeit, man muss sich da viel mehr zeit rausnehmen (und Nächte um die Ohren schlagen :P ) So wie dein neues bei Oetinger ;), das war definitiv NICHTS für zwischendurch, es hat einfach so unheimlich gefesselt das alles drumherum vergessen wurde, auch der Schlaf und das essen XD)
    Ich glaub einfach man kann es nicht nur an einen Satz alleine ausmachen, was dieser aussagt, sondern muss das als ganzes sehen, den er kann durchaus Positiv gemeint sein ^^

  • Aletheia / Cristina Ferro
    23. Juli 2014 at 19:32

    Liebe Katrin!
    Ich gebe zu, ich habe noch kein Buch von dir gelesen und bin erst über die Red Bug Charity-Aktion auf dich gestoßen.
    Ich habe keine Ahnung, ob meine Rezensionen gut sind und ob die Autoren sie lesen.
    Meine Rezensionen schreibe ich aus Leidenschaft, weil es mir Spaß macht und ich so anderen Menschen Bücher näher bringen möchte, die mir gut gefallen.
    Mein schönstes Erlebnis dabei war, als eine Autorin sich persönlich dazu bei mir meldete und sich für die Rezi bedankt hat.
    So ein bisschen Feedback tut gut.
    Zu wissen, ob man zu viel über das Buch Preis gibt, ob die wichtigen Punkte angesprochen wurden etc. ist mir viel wert.
    Was mich nervt, sind kurze, nichtssagende Rezis ala „Das Buch war toll“.
    Damit kann ich nichts anfangen.
    Bei manchen Rezensionen bin ich auch skeptisch, wenn Bücher so sehr gehyped werden und sie mir dann gar nicht gefallen.
    Da frage ich mich dann, ob was mit mir nicht stimmt oder ob die anderen dafür bezahlt werden, dass sie so positiv schreiben.
    Einen richtigen Verriss (wenn man das so nennen kann) habe ich nur ein Mal geschrieben und es fiel mir furchtbar schwer, nicht zu viel vom Inhalt zu verraten und sachliche Kritik zu üben.

    Liebe Grüße, Aletheia

  • Katrin
    23. Juli 2014 at 19:49

    Oh, hi Aletheia,
    yeaho, danke für den Kommentar. Ich glaube, es würde viel öfter vorkommen, dass Autoren zu Rezensionen Stellung nehmen, wenn wir uns alle mehr daran gewöhnen würden, über Bücher und Texte anders als mit diesem dummen Schulnoten/Sternchensystem zu kommunizieren. „Ich gebe vier Katzenpfötchen für dieses Buch …“ *arrgh* Wir sind doch (überwiegend) erwachsene Menschen und sollten anders miteinander reden. Tolle Worte für unserer Meinungen finden. Ja, klar, auch leidenschaftlich, das ist gut, das spürt man ja auch als Leser. Hej, stelle gerade fest, wir „reden“ gerade miteinander. Tut sich also vielleicht gerade etwas. Und jetzt besuche ich mal deinen Blog, denn ich habe das Gefühl, da finde ich gut geschriebene Rezensionen.:)

  • Aletheia / Cristina Ferro
    27. Juli 2014 at 14:04

    Auf meinem Blog wirst du keine Sternchen oder so etwas finden.
    Wie hat dir denn mein Blog gefallen?
    Was sagst du als Autorin zu meinen Rezensionen?
    Liebe Grüße, Aletheia

  • Katrin
    27. Juli 2014 at 15:28

    Hi Aletheia,
    mir gefallen deine ausführlichen Rezensionen, man bekommt einen guten Eindruck von den gelesenen Büchern und – was ich noch viel wichtiger finde – auch einen von dir als Leserin. Ich mag auch, dass man auch noch andere Interessen aus deinem Leben auf dem Blog findet. Womit ich Schwierigkeitne habe, ist die Blognavigation. Das liegt vermutlich am Blog-Theme, das ich ändern würde. Ich denke, du hättest mehr Blogfollower, wenn man die rezensierten Bücher in einer guten Übersicht sofort finden würde. Man liest ein Buch ja nicht nach Verlag oder sucht danach, sondern nach Thema oder Genre. Irgendwie schade, wenn man da lange suchen muss :)

  • Aletheia / Cristina Ferro
    27. Juli 2014 at 16:36

    Vielen Dank für das Lob und die konstruktive Kritik!
    Ich bin mit html nicht so bewandert, leider.
    Dabei wünsche ich mir schon seit Längerem eine übersichtlichere Bloggestaltung mit Unterthemen.
    Mal sehen, ob ich in den Sommerferien etwas daran basteln kann.

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