#Making Of

Making Of – Schattenzwilling

7. September 2014
Schattenzwilling
Schattenzwilling

Cover – Oetinger TB

„Du willst einen Thriller schreiben?“

Wenn einen das die eigene Agentin fragt, ist man schon etwas verwundert. Wäre es nicht ihre Aufgabe, mich zu fragen: „Hast du Lust, einen Thriller zu schreiben? Die werden momentan überall gesucht, funktionieren richtig gut und verkaufen sich super auf dem Markt.“ Aber gut, das war offenbar seltsam. Katrin, ein Thriller? Und mal angenommen, das fragen sich eine Menge Leser da draußen, dann ist jetzt wohl eine gute Gelegenheit, dazu ein wenig mehr zu sagen.

Warum ein Thriller?

Erst einmal: Ich liebe Thriller und Krimis. Nicht unbedingt die blutrünstigen, extrem brutalen und auch nicht die Spionage Thriller. Sondern  vor allem Psychothriller. Ich bin ein Patricia-Highsmith-Fan und habe ihre Krimis/Thriller eine zeitlang verschlungen, denn es waren mehr als Krimis. Im Buchgeschäft sehr erfolgreich weil eindeutig, eben als Krimis zu labeln, wurden sie zu einem Deckmantel für ihre Romane und einem Vorwand, (Beziehungs-) Geschichten zu erzählen. Sehr genial.

Am weitesten hat Highsmith dieses Spiel bei „Elsies Lebenslust“ getrieben. Gibt es überhaupt einen Mord in diesem Buch? Wenn ja, habe ich es vergessen, denn er spielt auch gar keine Rolle. Umso mehr die Geschichte von Männern und Frauen und ihren Beziehungen zueinander. Was Frauen ja immer interessiert. Aber durch den mörderischen Rahmen ihrer Bücher, hat sie es eben auch geschafft, Männer für ihre Bücher und Beziehungsfragen zu interessieren.

Verpackung

Covergestaltung: Lukas Horn Red Bug Books

Der Thriller Schattenzwilling ist für mich daher auch „nur“ so etwas wie eine andere Verpackung des mir gleichbleibend wichtigen Inhalts: Die Frage, wie Menschen gut, besser, am besten miteinander klarkommen. Sich lieben, sich hassen, sich wieder lieben können.

Bei „Schattenzwilling“ hatte ich zwei Ansätze, die dann perfekt zueinander gepassst haben. Zum einen hörte ich von dem dunkelsten Ort in Deutschland, Gülpe, der praktisch genau vor meiner Wohnungstür liegt. Weil sich dort jährlich Astronomen treffen, war das Thema Astronomie und damit Astrologie naheliegend und dazu noch auf der psychologischen Ebene interessant. Wir verbinden – selbst wenn nur abergläubisch – mit Sternzeichen bestimmt Eigenschaften und Verhaltensweisen. Und dann zum anderen die Frage, wie eng oder stark Zwillinge verbunden sind.

Zwillinge und Schattenzwillinge

Ich hatte in Potsdam zufällig eine Reisegruppe  gesehen, die aus lauter Zwillingen bestand. Sie sahen gleich aus, sie waren gleich angezogen, sie bewegten sich gleich. Sie waren sechzig oder siebzig Jahre alt und waren noch zusammen! Gingen zusammen auf Reisen. Wo waren ihre Partner? Hatten sie überhaupt welche?

Ich habe mich gefragt, wie das eigentlich ist, wenn sich ein Zwilling einmal verliebt. Richtig verliebt und damit die Zwillingsbeziehung in Gefahr gerät. Beides ließ sich in Schattenzwilling perfekt verbinden durch ein Mädchen mit Sternzeichen Zwilling, das (wie man ja gerne von Zwillingen behauptet) Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden. Und im Sinne meines Highsmith-Vorbilds war ich mir auch sicher  – ganz gegen den Trend – dass dieser Thriller gut ohne Blutbäder und Gräueltaten auskommen kann, denn auch mich interessieren eher die unscheinbaren Ereignisse, die dennoch Katastrophen auslösen können. Die kleinen Übergänge, von einem Tier, das vom Fuchs geholt wird zu einem Kaninchen, was von einem Menschen aufgeschlitzt wird. Von einem Beschützen und Abschirmen zu einem Überwachen, Stalken und Terrorisieren. Im Grunde Romanmaterial.

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